Kaltluftsee verschleiert Föhn

Vom Kaltluftsee der die Föhnprognose und Windmessung verfälscht

Samstag 3. November, die Druckdifferenz Nord-Süd ist fast null, in Interlaken fast kein Wind, am Beatenberg aber Föhn! Und die Windprognose zeigt ebenfalls Föhn (Bild 1). Wie kommt das?

Die Föhnprognose basiert auf der Druckdifferenz zwischen Zürich und Lugano. Liegt Zürich in einem Kaltluftsee, „drückt“ die kalte schwere Luft auf’s Barometer. Darum wird der eigentlich relativ tiefe Luftdruck zu hoch gemessen. Somit ist die Druckdifferenz fast null (Bild 2).

Vergleicht man jedoch die Druckdifferenz von zwei Stationen auf 1500m über Meer, also über dem Kaltluftsee, ist sehr wohl ein Druckunterschied Nord-Süd zu erkennen.

Auch die Windstationen in Interlaken spüren den Föhn kaum, weil sie in der kalten „toten“ Luft liegen. Der warme Föhn zieht über den Kaltluftsee hinweg. Nur Messstationen in der Höhe zeigen den Föhn (Bild 3).

Die Druckdifferenz ist also mit Vorsicht zu geniessen.

Was ist Föhn?

Wie Föhn funktioniert ist nicht abschliessend geklärt. Das Modell mit einer Ausgleichsbewegung der Luft ist umstritten. George Pox hatte wohl recht: „Alle Modelle sind falsch, aber manche sind nützlich.“

Mehrere Zutaten

Die Druckdifferenz ist nur eine von mehreren Zutaten für Föhn. Auch Temperaturdifferenz, Feuchtigkeitsdifferenz und Höhenwind haben Einfluss auf den Föhn. Aber Föhn ist immer Wind und ist in der 2000m Windprognose in der Regel gut zu sehen. Darum vertraue ich auf die Windprognose anstatt auf das Druckdiagramm.

 

Andy Jäggi

 

Links