Wie teste ich erfolgreich einen Gleitschirm?

5-Punkte Check für den Gleitschirm-Test

Es ist wieder mal soweit. Wetter und Wind gecheckt, bestes Fluggebiet ausgesucht, mögliche Flugaufgaben vor dem inneren Auge abgespielt und Vorfreude auf einen schönen (Strecken)flug ausgekostet. Doch in meinem Hinterkopf breiten sich immer häufiger folgende Fragen aus: Wie wäre denn der Umstieg auf einen neuen Schirm? Vielleicht gleich einen Schirm für einen Testflug reservieren? Bin ich aber schon bereit für eine neue Klasse? Was für Voraussetzungen sollte ich denn erfüllen?

Ich entschliesse mich eine to do Liste für einen möglichen Kaufentscheid zu erstellen und unterteile diese in 5 wichtige Themen, mit dem Titel «wie teste ich erfolgreich einen Gleitschirm?»

Persönliche (subjektive) Wahrnehmungen

Flugeindrücke sind immer subjektiv und von äusseren Umständen geprägt: Unter welchen Bedingungen findet mein Testflug statt? Gibt es ein Erfolgserlebnis (selbst gestecktes Ziel erreicht, schöne und stressfreie Bedingungen, alle ausgekurbelt, etc)? Fühle ich mich körperlich und geistig fit?

Persönliche (objektive) Wahrnehmungen

Ich möchte gerne ein neutrales Bild von meinem Fluggerät. Dazu bewerte ich meine Eindrücke nach klaren, zuvor definierten Kriterien. Diese können je nach Einsatzgebiet varieren (z.B. Handling bei Dünensoaren oder Thermikfliegen in den Alpen). Zudem muss ich die Kriterien auch gewichten und die Handlingseigenschaften in unterschiedlichen Bedingungen berücksichtigen. Ganz wichtig ist das Referenzgerät (z.B. aktueller eigener Schirm) zum Einschätzen der Unterschiede sowie ein direkter Vergleich zu den beiden Geräten in gleichen Bedingungen mit identischer Ausrüstüng.

Handlings- und Schirmeigenschaften

Einschätzung des Startverhaltens: Füllt sich die Kappe schnell, neigt sie zum Vorschiessen, können Korrekturen in der Startphase problemlos mit den Bremsen gemacht werden?

Wie fühlt sich der Schirm in unruhiger Luft an? Eine hohe Roll- und Pitchstabilität trägt zu einem angenehmen Fluggefühl bei und dämpft die Kippeligkeit. Je schneller ich fliege desto markanter sind die Auswirkungen. Wie ist die Kappenstabilität in Flugrichtung und ab wann beginnt sich die Kappe zu deformieren?

Ich möchte gerne einen möglichst langen Bremsweg mit dennoch kurzen Steuerwegen. Wie reagiert der Schirm auf (impulsive) Steuerimpulse oder beim Drehen aus hohem Anstellwinkel? Wie schnell erholt sich die Kappe bei abruptem Loslassen der Bremse? Sogenanntes Extremflugverhalten wird im EN Gütesiegel getestet und simuliert einen Absturz. Dies ist eine klare Grenzüberschreitung und sollte beim Fliegen gar nie eintreten!

Auch bei der Landung sind einige Funktionen sehr wichtig. Wann erfolgt der Stallpunkt? Wie verhält sich der Schirm bei zu starkem Bremsen? Nehmen die Bremskräfte kontinuierlich zu?

Performance

Die Leistungsangaben sind vielfach beindruckend. Ausschlaggebend ist aber die persönlich erfliegbare Leistung. In realen Bedingungen sollte das Potenzial zu 100% ausgenützt werden können, d.h. auch in Turbulenzen eng drehen oder in bewegter Luft beschleunigen. Weiter gibt es grosse Unterschiede in unterschiedlichen Thermik- und Windbereichen (Stärke und Richtung). Wichtig ist weiterhin das Referenzgerät im Direktvergleich.

Richtige Gleitschirmwahl

Ich definiere meinen Einsatzbereich indem ich meine Träume/Visionen und persönliche Bedürfnisse aufliste. Meine Erfahrung, fliegerisches Niveau und weitere Skills fliessen auch in diese Überlegungen ein. Weshalb ist ein Schirm denn anspruchsvoller zu fliegen? Da spielen die Streckung und die Leinenlänge eine grosse Rolle. Diese haben einen direkten Einfluss auf das Reaktionsverhalten des Schirmes. Je grösser der Faktor bzw. die Länge desto schneller muss ich reagieren und aktiv fliegen! Um meine Flugfähigkeiten zu verbessern und das aktive Fliegen zu fördern, trainiere ich regelmässig an einem geeigneten Ort das Spielen im Wind. Bodenhandling gibt das nötige Feeling für ein gefühlvolles Fliegen, ich kann Klapper simulieren, an meiner Starttechnik feilen und lerne meinen Schirm besser kennen. Auch das Fliegen in anspruchsvollen, sportlichen Bedingungen verbessert meine Flugfähigkeiten. Meine Devise lautet: am Limit aber nie über dem Limit fliegen. Ganz nach dem Motto «ich suche positive (Flug)Erlebnisse»! Zudem zahlt sich eine Weiterbildung immer aus. Ich übe unter sicheren Rahmenbedingungen und verkürze somit meinen Lernweg. Dabei profitiere ich vom Wissen und der Erfahrung von anderen Flugbegeisterten, kann mich austauschen und erhalte persönliche Tipps, die mir helfen klassische Fehler nicht alle im «Eigenmodus» erfahren zu müssen. Dank der schnellen Lernkurve stärke ich mein Selbstvertrauen und erweitere meinen Fliegerhorizont! Bin ich nun bereit für einen anspruchsvolleren Schirm?

Fazit

Die Fakten und Anforderungen für eine seriöse Geräteauswahl sind komplex und anspruchsvoll. Zudem nehmen sie auch sehr viel Zeit in Anspruch und sind nur für eine kleine Pilotengruppe möglich. Wir empfehlen dir deshalb den Gang zum Spezialisten. So erhälst du aus erster Hand die nötigen Infos und eine bestmögliche Unterstützung bei deiner Gerätewahl. Wir helfen dir gerne und unterstützen dich beim Erleben von möglichst vielen positiven (Flug) Erlebnissen!