Wenn Leidenschaft, Know How und Erfahrung zusammenspielen

Interview mit Chill Out Gründer und Schweizermeister 2023 Kari Eisenhut

Kari, Du bist in Disentis in der Sportklasse Schweizer Meister geworden. Als erfahrener Testpilot hättest Du locker in der Hochleister Kategorie fliegen können – Weshalb startest Du in der Klasse der bis und mit EN C Schirme?


Ich persönlich suche beim Fliegen grundsätzlich immer positive Erlebnisse. Mit einem vergleichsweise simplen Schirm gelingt mir das am Besten.

Du trägst ein ADVANCE T-Shirt und hast während der SM in Disentis die Ausrüstung einer anderen Marke getestet. Weshalb?

Ich wollte genau wissen, wie der Anspruch an den Piloten und die Leistung der neusten Trends in der Entwicklung des Gleitschirmmaterials funktionieren. In extremen Situationen wie im Wettkampf oder bei einem Streckenflug über mehr als 300km und über 11h Flugzeit kann ich erfahrungsgemäss die Unterschiede am Besten erkennen.
Diese Erkenntnisse sind für die Entwicklung neuer Produkte wertvoll.

Was ist dein perönliches Fazit der neuen 2-Leiner C-Klasse Schirme?

Es gibt ganz unterschiedliche Ansätze der verschiedenen Marken. Die leistungsstärksten 2-Leiner C-Schirme sind aus meiner Sicht klar anspruchsvoller als der klassische 3-Leiner C-Schirm, können bei gleichem Gleiten aber schneller geflogen werden.

Was denkst Du über die neusten vollverkleideten Liegegurtzeuge?

Der Widerstand des Piloten wird markant verringert, was die Leistung eindrücklich beeinflusst. Die Handhabung ist klar anspruchsvoller als bei einem klassischen Liegegurtzeug. Ich denke, dass es in Zukunft noch weitere Kombinationen aus Einfachheit und Performance im Gurtzeugbau geben wird!

Im ersten Lauf  gewann ADVANCE-Team Kollege Andi Birenstihl (mit einem klassischen ADVANCE Impress 4 Gurtzeug & einem 3-Leiner Sigma 11 Nachfolger-Prototypen). Du warst in aussichtsreicher Position (zu) früh gelandet!

Ja, ich startete nicht wunschgemäss in die SM: Ich war zu ungeduldig beim Aufdrehen, habe zu stark gepusht und mich bereits vor dem ersten Wendepunkt versenkt. Für den weiteren Verlauf der Meisterschaft war ich gefordert. Ich änderte meinen Mindset, indem ich meine Flugfreude, die Spielübersicht und das konsequente Ausdrehen der starken Thermikschläuchen in meinen Fokus setzte. Es folgten zwei Laufsiege und ein zweiter Platz.

Du warst vor 22 Jahren Europmeister und Gesamtweltcup Sieger – was hat sich geändert?


Das Flugmaterial ist leistungsstärker und noch sicherer geworden.
Der Pilot ist immer noch ein wichtiger Teil des Erfolgs. Know How und Erfahrung nehmen im Alter zu, Reaktionszeit und Risikobereitschaft ab: Wer effizient Thermik zentriert, die Polare seines Schirmes genau kennt und das Wissen zu 100% nutzen kann und die optimale Linienwahl beherrscht ist auch heute im Wettkampf noch ganz zuvorderst.