Hike&Fly Tourentipp Frühling

Bitschi 1960m – Bänz'es Tipp für Fortgeschrittene und Thermikfreunde

«Every short trip will teach you things, foundation skills you can’t learn in any article. A volbiv succeeds mostly on your ability to solve problems in the field. You have to be exposed to learn them.» (Greg Hamerton)

«Hike&Fly lernt man, indem man es tut», schreibt Greg Hamerton in einem lesenswerten Artikel > übers Biwakfliegen. Nur einen Bruchteil dieser Kunst kann man in der Theorie erlernen. Das echte Lernen geschieht unterwegs und basiert auf der Bereitschaft, immer wieder neue Touren auszuprobieren. Die Lernzone befindet sich dort, wo man neue Herausforderungen findet, die man mit seinen Fähigkeiten meistern kann. Stolz und Freude sollen die Landung begleiten.

Selbstverständlich erleichtert ein Theorieabend gefolgt von einer geführten Know-How Tour den Einstieg. Interessierte Flugschüler und Piloten finden im Hike&Fly Know-How > eine umfassende Quelle für den Einstieg oder die Weiterbildung.

Von der Frühlingsthermik lernen

Viele geniessen Hike&Fly-Touren an ruhigen Herbsttagen. Ich persönlich finde an den Frühlingstouren mehr Gefallen, weil sie mich auf allen Ebenen fordern: Die Thermik erwacht, ich muss mich mit den bodennahen Windsystemen befassen und kann die Tour vielleicht mit einem Streckenflug krönen. Im Idealfalle dauert der Flug sogar länger als der Aufstieg.

Bitschi 1960m – kleine Perle hoch über dem Brienzersee

Fast die gesamten südlichen Hänge des Brienzer Grates bieten an Wochenenden und ausserhalb der Wildschutzzone prima Gelände für vielseitige Frühlingstouren. Es sind aber Spielregeln zu beachten; von K wie Kabel, über L wie Luftraum bis W wie Wildschutz! Nicht zuletzt deshalb ist diese Tour auch ein prima Training der Flugvorbereitung und der Orientierung im Gelände. Mehr dazu unten bei den Facts.

Übersicht in map.geo.admin.ch >

Facts & Rules:

  • Niveau: Mittel (Piloten mit aktivem Flugstil, Orientierungssinn während des Fluges und der Bereitschaft zur Landung an inoffiziellen Landemöglichkeiten).
  • Aufstieg: beginnt in Oberried am Brienzersee und umfasst 1100hm (2-3h). T3 (Wenn trocken und schneefrei = Turnschuhgelände). Der Ausgangsort ist prima mit dem Zug erreichbar.
  • Lawinengefahr: Falls der Winter nochmals zuschlägt, ist bei kritischer Neuschneemenge oder viel Altschnee im Hang oberhalb des Startplatzes die Lawinengefahr zu beachten. Die letzten 300m des Aufstieges sind lawinengefährdet. Meistens ist der gesamte Südhang in März bereits schneefrei.
  • Startrichtungen: W – S – O
  • Ideale Wetterlagen: Schwachwindig aus den Sektoren W – S – O
  • Ungünstige Wetterlagen: Mässige Höhenwinde aus dem Sektor N oder Südföhn (Das Fluggebiet liegt nahe an der Föhnachse Grimsel–Brünig-Pilatus). Je stärker der Grat von Norden überspült wird, desto anspruchsvoller bis x-alpiger wird die Lee-Thermik.
  • Alternative Startplätze am Grat: In der Karte sind 2 weitere Möglichkeiten im Umkreis von 3-7 km markiert («Rotschalp» bei Brienz: Einfach, «Graagetor unten» bei Ringgenberg: Schwierig). Es handelt sich durchwegs um inoffizielle, echte Hike&Fly Startplätze. Erwartet weder Golfrasen, noch Windsack und Infotafel. Weckt eure Sinne! Dafür quatscht euch niemand aufs Ohr und es drängen keine Tandempiloten $$$.
  • Wasser: Am Startplatz sprudelt – sofern aufgetaut – ein Brunnen
  • Schutzhütte: Südlich des Startplatzes sowie am Aufstiegsweg gibt es Schutzhütten.
  • Biwak: Sofern der Boden trocken ist, böte der Startplatz ebene Flecken für eine sternenklare Nacht im Schlafsack (Komfortbereich bis 0° oder Löffel-Genosse/in empfohlen).
  • Luftraum: Das Fluggebiet befindet sich in der CTR des Flugplatzes Meiringen, HX Status, die meistens unter der Woche aktiv ist (Unwissenheit schützt vor Abschuss durch FA18 nicht). Infoband: 0800 496 347. Segelflugkarte > 
  • Kabel: Vorsicht im Bereich Ringgenberg Graagetor und Gummenalp bei Brienz, da lauern ein paar fiese Fallen für den sorglosen Hangkratzer. Kabelkarte >
  • Wildschutz: Der Startplatz grenzt an das Wildschutzgebiet Tannhorn, in dem Start und Landungen von Hängegleitern per Gesetz verboten sind. Im Frühling gibt es zudem folgende Vereinbarung > die in den Monaten April bis Juni den Überflug aufs Wochenende beschränkt. Der Abschuss von Steinwild zwecks Imbiss ist auch vom Hängegleiter aus nicht gestattet.
  • Landemöglichkeiten in Oberried: In der Karte oben sind inoffizielle Landemöglichkeiten markiert. Vorgängig besichtigen und NUR auf gemähten Wiesen landen, auf denen auch KEIN Vieh steht! (Sonst trifft euch der Blitz in den A****)
  • Landemöglichkeiten mit 2x Aufdrehen in der Thermik: Interlaken Höhenmatte (GZ 11) oder Hofstetten bei Brienz (GZ 7.5). Bei Talwind kann man sich mit Rückenwind wie ein Ballon nach Brienz blasen lassen und an den Prallhängen aufsoaren, oder die anspruchsvollere Aufgabe gegen den Wind versuchen. Bei Bise hingegen führt der Ballonflug nach Interlaken und vielleicht findest du unterwegs die Bise-Talwind-Konvergenz? Eigene Gleitzahlen in ruhiger Luft ermittteln mit parange.ch >
  • XC: Sowohl Richtung NO (Meringen-Engelberg) wie auch Richtung SW (Niederhorn-Thun) gibt es einige Kilometer zu fressen und kleinere Talquerungen zu knacken. Wer am Nachmittag den Brünigpass zu tief überfliegt, wird zum Futter der Brünig-Schlange (En Gööte!). Richtung Pilatus eignet sich eher für Luftraum-Techniker, denn es wird sehr schnell ziemlich eng.
  • Webcams: Brienzer Rothorn Roundshot >, Axalp>

Viel Spass und schickt mir Fotos von eurer Tour!

Bänz Erb | Hike&Fly Know-How

bendicht@chilloutparagliding.com

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