Übersicht Variometer

Welches ist das richtige Vario für mich?

Piepsen tun sie alle

Welches Variometer für dich das Richtige ist, hängt ganz von deinen Bedürfnissen ab. Soll es nur piepsen, oder auch Lufträume anzeigen, vor Kabeln warnen, die Gleitzahl anzeigen und den Flug in den Xcontest hochladen? Hier eine Übersicht der Funktionen ausgesuchter Modelle.

Tabelle anklicken zum Vergrössern

Wir beraten dich gerne bei der Auswahl vom Richtigen Vario. Kontaktiere uns oder komm im Shop vorbei.


Vergleich Luftraum Ansicht

horizontal und vertikal


Vergleich der Thermik-Assistenten

 

Wie geht es dir am Startplatz?

Umgang mit Emotionen im Sport

Wie im Sport allgemein, gehören auch im Fliegen Emotionen dazu. Die Tatsache, dass der Mensch von Natur aus nicht für den Lebensraum Luft vorgesehen ist, erhöht die Wahrscheinlichkeit auf intensive Emotionen zusätzlich. Berichten von Piloten zufolge reicht das Kontinuum an Emotionen von totalem Glück und mystischer Ein­heits­er­fah­rung bis hin zu Panik aufgrund von Kontrollverlust. Ganz allgemein gefragt: Ist das Erleben intensiver Emotionen womöglich eines der Motive, überhaupt mit dem Fliegen anzufangen?

– November 2020 | Bänz Erb, Mentaltrainer Sport IAP und Fluglehrer SHV
– Dieser Beitrag erschien in gekürzter Fassung im Swiss Glider 1/2021
– Foto oben: Andy Jäggi


Was sind Emotionen

Die Psychologie ist die Wissenschaft des menschlichen Erlebens und Verhaltens. Sie definiert eine Emotion als einen aktuellen psychischen Zustand, der mit Veränderungen der körperlichen Erregung, des subjektiven Erlebens (Gedanken und Gefühle), und des Verhaltens einhergeht. Emotionen können negativ oder positiv empfunden werden. Angst, Ärger, Scham, Schuld und Traurigkeit sind Beispiele für negative Emotionen. Freude, Zufriedenheit, Entspanntheit, Sicherheit und Verbundenheit sind Beispiele für positive Emotionen. 

Die Sportpsychologie beschäftigt sich mit dem Erleben und Verhalten im Sport. Aus Messungen werden Theorien und Hypothesen abgeleitet, die im Anschluss wiederholt mit Experimenten geprüft werden. Was der Prüfung nicht standhält, wird verworfen. Was wiederholten Prüfungen verschiedener Wissenschaftler standhält, wird als «vorläufig gültig» erklärt. Somit entwickelt sich das Wissen stets weiter und bleibt auf dem neuesten Stand. Aktuell bewährte Theorien können schon bald durch neue abgelöst werden. Oft widersprechen sich die Resultate einzelner Studien und erst in der Auswertung vieler Einzelstudien (Metaanalyse) lassen sich gewisse Effekte situationsübergreifend belegen. Gelegentlich fallen jedoch die Effekte recht bescheiden aus. Es gibt demzufolge nicht „Die Psychologie“ oder „Die allgemeine Lösung für alles“, sondern eine Sammlung von Theorien und Methoden, die sich unter gewissen Bedingungen bewährt hat. Einmal mehr muss an dieser Stelle festgehalten werden, dass menschliches Erleben und Verhalten eine höchst individuelle Angelegenheit sind. Es handelt sich jeweils um eine Wechselwirkung aus Person und Situation. Dieses Fazit kann ernüchternd sein. Doch das Wissen um die Komplexität eines Themas kann zu einer gewissen Bescheidenheit anregen. Man muss die Situation stets neu beurteilen und genau hinschauen. Die wissenschaftliche Methode hilft dabei, sich beim Überprüfen der Behauptungen nicht selber zu täuschen.

Im Hinblick auf die sportliche Leistung muss noch differenziert werden, dass gewisse negative Emotionen die Leistung verbessern, während gewisse positive sie verschlechtern können. Beispiel: Zu entspannt und zu selbstsicher kann man seine Leistungsziele am Tag X auch verfehlen. Dieses leistungssteigernde Muster aus positiven und negativen Emotionen ist individuell. Der Sportpsychologe Yuri Hanin beschreibt es mit dem Modell der Individual Zones of optimal Functioning (IZOF). Abb. 1. zeigt das individuelle Profil eines Elite Karate Athleten (nach Robazza, 2006). 

Abb.1: Anhand der roten und grünen Bereiche ist ersichtlich, welche Emotionen seine Leistung verbessern (+, functional emotion) oder verschlechtern (–, dysfunctional emotion).
Beispiele: Zu den negativen Emotionen, welche die Leistung dieses Karate-Athleten verbessern (N+), gehören: Anspannung, Nervosität, gereizt sein, Schmetterlinge im Bauch, Muskelzittern und Ziehen im Magen.
Zu den positiven Emotionen, welche seine Leistung verschlechtern (P-) gehören: Faulheit, Stolz, Gelassenheit, entspannte Muskeln, Gähnen und ein regelmässiger Herzschlag.

Es gibt Berichte von Sportlern, die sich kurz vor dem Start fast übergeben müssen vor Anspannung, dann jedoch eine gute Leistung zeigen am Wettkampf – also eine negative Emotion, welche eine Leistungssteigerung zur Folge hat. Ein Bergführer berichtet, dass er vor einer schwierigen Tour schlecht schläft und sich alle Worst-Case-Szenarien ausdenkt. Auf der Tour hingegen ist er dann in einem optimalen Leistungszustand. Als er ausnahmsweise mal vor einer Tour gut schlief, war er auf der Tour mental in einem schlechten Zustand und hatte Schwierigkeiten im Vorstieg einer exponierten Kletterei. 

Eine Emotion bezieht sich auf eine Situation, die für die Person von Bedeutung ist. Das kann zum Beispiel ein überfüllter Startplatz bei anspruchsvollen Windverhältnissen sein. Ein Startabbruch könnte als Blamage unter Publikum stattfinden und den Selbstwert bedrohen.

Foto: Roman Di Francesco | Startplatz El Bosque, Algodonales

Herausforderung oder Überforderung?
(Eustress und Distress)

Pilot A, der zwei Flüge pro Monat macht, fühlt sich durch diese Situation gefordert oder sogar überfordert. Sein Körper bereitet ihn auf diese subjektiv empfundene Gefahr mit einer Alarmreaktion vor. Diese erregt seinen Körper, was sich in einer Veränderung der Atmung, des Herzschlages und der Muskelanspannung bemerkbar macht. Selbstzweifel, Unsicherheit, Ängstlichkeit und Sorgen gesellen sich zu inneren Bildern von Startabbrüchen. Nun ist der Pilot in einer Stressreaktion (Distress, unangenehmer Stress). Durch die Alarmreaktion werden die Bewegungen bei den Startvorbereitungen grobmotorisch und unkoordiniert. Mit grosser Wahrscheinlichkeit wird die Alarmreaktion seine Leistung beim Start verschlechtern. Auch gedanklich kann er nicht mehr alle Aspekte aufnehmen, denn sein Fokus ist eingeengt auf die vermeintliche Gefahr. Er ist nahe davor, die Situation mit Kampf oder Flucht zu bewältigen, wie es bei unseren fernen Vorfahren der Fall war – da hätte diese Reaktion die Chancen aufs Überleben erhöht. Unsere automatischen Reaktionen sind also für das Leben eines Jägers und Sammlers optimiert, aber nicht für das Fliegen. 

Pilotin B macht vier Flüge pro Woche und erkennt in dieser Situation eine willkommene Herausforderung. Sie schätzt ihre Ressourcen als ausreichend ein, um diese Situation zu meistern. Die Herausforderung erlebt sie als Eustress (guter, anregender Stress). Der Körper wird zwar auch erregt, aber nur soweit, um wach und klar die Herausforderung zu meistern. Die Gedanken richten sich auf die bevorstehenden Handlungen und auf frühere Erfolgserlebnisse. Die  Aufmerksamkeit ist konzentriert auf relevante Orte gerichtet. Dies zeigt sich auch im Verhalten der Pilotin. Mit grosser Wahrscheinlichkeit wird diese moderate Alarmreaktion ihre Leistung verbessern.

Distress wird durch einen Stressor ausgelöst. Dies ist ein Ereignis, welches das Gleichgewicht des Piloten stört und seine persönlichen Ressourcen stark fordert oder überfordert. Er muss etwas unternehmen, um sich an die neuen Umstände anzupassen. Die Fähigkeit, sich an rasch  verändernde Umstände anpassen zu können, ist elementar fürs Gesundbleiben des Lebewesens.

Im Rahmen meiner Abschlussarbeit > zum Mentaltrainer Sport IAP befragte ich 460 Pilotinnen und Piloten zu ihrem Befinden am Startplatz. Bei den Stressoren stachen zwei Kategorien hervor: 

  • Wind & Wetter, und deren korrekte Einschätzung
  • Hektisches Gedränge und Zuschauer

Rund ein Drittel der befragten Personen empfanden das dysfunktionale soziale Miteinander am Startplatz  als grössten Stressor. 

Stressbewältigung (Coping)

Gemäss den Psychologen Richard Lazarus und Kollegen spielt die persönliche Beurteilung einer Situation eine entscheidende Rolle bei der Entstehung von Distress und Eustress. Obwohl die Bewertung automatisch in Sekundenbruchteilen stattfindet und die entsprechende Emotion aktiviert, kann die Beurteilung mehrmals bewusst wiederholt werden: 

  • Stellt der bevölkerte Startplatz wirklich eine Gefahr dar, oder ist es mein Selbstwert, der durch einen Startabbruch vor Publikum bedroht wird? 
  • Wie kann ich mit dieser fordernden Situation konstruktiv umzugehen? 
  • Was passiert, wenn ich mich anstelle von hektischen Startvorbereitungen mal ein paar Minuten hinsetze und nur beobachte?

Und schon sind wir bei der Bewältigung von Distress angekommen – auch Coping genannt. Grob werden zwei Copingstrategien unterscheiden: Problem- und emotionsorientiertes Coping. Problemorientiertes Coping bietet sich an, wenn die Situation kontrolliert und verändert werden kann. Entweder verlässt man den Startplatz gleich wieder (Flucht) oder verjagt alle anderen Piloten (Kampf) – hört sich an einem guten Thermiktag auf der Fiescheralp wenig praktikabel an, oder? Zum problemorientierten Coping gehört des Weiteren das Einholen von mehr Information oder sozialer Unterstützung. Im Hinblick auf die Einschätzung des Wetters und des Gedränges verspricht das mehr Nutzen. 

Am vollen Startplatz handelt es sich um eine Situation, die man nicht kontrollieren und verändern kann, womit das emotionsorientierte Coping zum Zuge kommt: Wir ertragen die Situation so gut als möglich, deuten sie um und lenken uns ab.

Abb. 2: Das transaktionale Stressmodell nach Lazarus | Quelle: Philipp Guttmann, Wikimedia Commons

Aktive Veränderung von Emotionen        

Wenn man will, kann man seine Emotionen positiv beeinflussen. Man ist ihnen nicht passiv ausgeliefert. Dies nennt sich Emotionsregulation. Dazu ist jedoch – wie bei anderen Lernschritten im Flugsport – Einsicht, Wille und Übung erforderlich. 

Ausnahme: Bei tatsächlicher Überforderung aufgrund gefährlicher Meteo-Bedingungen ist die Stressreaktion sinnvoll und braucht nicht reguliert zu werden. Sie will das Leben des Piloten schützen! Man möge sich diesbezüglich die Weisheit vom frühen Piloten E. Hamilton Lee in Erinnerung rufen: 

«Don’t be a show-off.
Never be too proud to turn back.
There are old pilots and bold pilots,
but no old, bold pilots.» 

«Sei kein Angeber.
Sei nie zu stolz, um umzukehren.
Es gibt alte Piloten und mutige Piloten,
aber keine alten, mutigen Piloten.»

Hamilton wurde übrigens 102 jährig.

Wie könnte nun eine Emotionsregulation am hektischen Startplatz aussehen, an dem keine Meteo-Gefahren lauern? Auf folgenden Ebenen kann man eingreifen:

  • Körper
  • Verhalten
  • Aufmerksamkeit
  • Gedanken, Selbstgespräche, innere Bilder

Ideen zum Ausprobieren: 

Körperliche Erregung: 

Die Liste an Entspannungstechniken ist lang. Als hilfreich wird eine ruhige, tiefe Atmung und die bewusste Entspannung der Muskulatur beschrieben. Auch ein Lächeln im Gesicht und eine aufrechte Haltung entfalten Wirkung. Was passiert, wenn man eine Bewegung in Zeitlupe ausführt? Das Schliessen der Gurtschnallen oder das Anziehen der Handschuhe.
Der Wechsel von kurzzeitiger An- und Entspannung einzelner Muskelgruppen ist eine einfache Übung, die unter dem Namen Progressive Muskelrelaxation (PMR) nach Edmund Jacobsen seit 1929 bekannt ist und seither in vielen Studien überprüft wurde. Die Wirkung von PMR setzt jedoch regelmässiges Training voraus. 

Aufmerksamkeit und Gedanken: 

Die Einstellung zur Emotion ist zentral. Keine Emotion dauert ewig an. An erster Stelle steht das bewusste und bewertungsfreie Wahrnehmen. Es ist hilfreich, die Emotion anzunehmen, wie sie ist. Paradox, aber oft wahr: Akzeptieren ist Verändern. 

Es ist wichtig eine Emotion in ihrer Funktion zu verstehen. Ein Selbstgespräch kann helfen: 

«Hallo Stress 🙂 Ich spüre dich heute als Klumpen im Bauch, flache Atmung, angespannte Gesichtsmuskeln und Zerstreuung. Es ist normal, dass du mich am Startplatz begleitest, wenn ich mich überfordert fühle. Ich bin stark genug, dich eine ganze Weile lang auszuhalten und ich weiss, wie ich dich verändern kann!». 

Durch eine bewusste Neubeurteilung der Situation und der eigenen Ressourcen ergeben sich Handlungsmöglichkeiten. 

  • Ist die Situation wirklich bedrohlich?
  • Was hilft mir, mit dieser Situation umzugehen?

Aufmerksamkeit kann aktiv dorthin gelenkt werden, wo sie zur Bewältigung der Situation hilfreich ist. Es macht einen Unterschied, ob man innere Bildern von Misserfolgen nährt oder ob man seine Aufmerksamkeit nach aussen richtet, die Berge und Wolken beobachtet. Was passiert, wenn man die Augen einen Moment lang schliesst und die Sonne und den Wind auf dem Gesicht spürt? 

Kehren wir nochmals zurück zu den 460 Pilotinnen und Piloten der Befragung. Folgende Antworten häufen sich auf die Frage: «Was tust du, damit du am Startplatz weniger Stress empfindest?» (in absteigender Reihenfolge) :

  • Geduld, Entspannung, innere Ruhe
  • Soziale Abgrenzung
  • Konzentration
  • Wind und Wetter sorgfältig einschätzen 
  • Atmung
  • Sorgfältige, ruhige Startvorbereitungen und Startcheck
  • Flugvorbereitung am Vortag und am Morgen
Foto: Andrey Vlasov | Klausenfliegen des GC Luzern, Startplatz Brunni

Meteo-Wissen und Groundhandling 

Im Falle von Unsicherheit beim Einschätzen der Meteo-Bedingungen ist längerfristig nur problemorientiertes Coping vom Typ «mehr Information einholen» erfolgversprechend: Mit vielen Jahren der Übung und Weiterbildung muss man seine persönlichen Ressourcen dahin bringen, dass man die Verhältnisse selbständig beurteilen kann. Da gibt es keine Abkürzung.

Der Einfluss von Zuschauern auf die sportliche Leistung ist übrigens seit über hundert Jahren Gegenstand von sportpsychologischer Forschung. Unter dem Begriff soziale Leistungsaktivierung (social facilitation) wird das Phänomen beschrieben, dass Personen einfache und/oder gut gelernte Aufgaben in Gruppen erfolgreicher bewältigen und mehr leisten als in Situationen, in denen sie alleine sind. Wird die Leistung durch eine Gruppe oder durch Zuschauer behindert, spricht man von sozialer Hemmung (social inhibition). Aktuell bietet die Sportpsychologie zur Wirkung von Zuschauern auf die sportliche Leistung drei Hypothesen an: 

  • Eine angeborene Reaktion des Organismus, unter Anderem zur Vorbereitung auf überraschende Handlungen des Gegenübers. Dominante Reaktionen werden verstärkt. (Robert Zajonc)
  • Eine Furcht vor Bewertung anderer, die gelernt wurde. (Nick B. Cotrell)
  • Ein Ablenkungs-Konflikt, weil die Aufmerksamkeit an die falschen Orte hin gelenkt wird. (Glenn S. Sanders)

Die Ergebnisse deuten in die Richtung, dass die Zuschauer bei gut geübten und einfachen Handlungen eher förderlich, bei wenig geübten und komplexen Handlungen hingegen eher hinderlich sind.

Regelmässiges Groundhandling lässt demzufolge aus einer wenig geübten eine gut geübte Handlung werden, auf die sich die Anwesenheit von Zuschauern womöglich positiv auswirkt.


Feedbacks und Erfahrungen gerne an: bendicht@chilloutparagliding.com >


Besten Dank

  • Dr. Urs Braun für die fachliche Begleitung
  • Mirjam Hempel für das redaktionelle Feedback
  • Carmen Tisch fürs Lektorat

Weiterführende Literatur

  • BASPO Bundesamt für Sport (Hrsg.) (2015). Psyche. Theoretische Grundlagen und praktische Beispiele. Magglingen: BASPO.
  • BERKING, Matthias (2017). Training emotionaler Kompetenzen. 4. Auflage. Berlin: Springer.
  • BRAUN, Urs (2010). Stress und Stressbewältigung. Angst beim Fliegen? In: Swiss Glider. Das Magazin des Schweizerischen Hängegleiterverbandes SHV. Nr. 5/2010, S. 20–27. | PDF > 
  • DATHE, Yvonne (2015). Aufwind im Kopf! Sicherer und besser fliegen mit Mentalem Training. 2. Auflage. Berghof: WinMental.
  • ERB, Bendicht (2020). Mentale Stärke im Stadion Startplatz. Psychologisches Training für Gleitschirmpilot*innen. Abschlussarbeit CAS Psychologisches & Mentales Training im Sport 10/19. Eingereicht am Institut für Angewandte Psychologie IAP, Zürich. | PDF >
  • GERRIG, Richard J. (2018). Psychologie. 21. Auflage. Hallbergmoos: Pearson.
  • HÄNSEL, Frank & BAUMGÄRTNER, Sören D. & KORNMANN, Julia M. & ENNIGKEIT,  Fabienne (2016). Sportpsychologie. Berlin: Springer.
  • KRIZ, Jürgen. (2014). Grundkonzepte der Psychotherapie. 7. Aufl. Weinheim: Beltz, PVU.
  • KRUMM, Rainer (2020). Mentales Training für Piloten. Stressfrei und sicher Fliegen. Stuttgart: Motorbuch Verlag.  
  • LALIVE, Maja & RAUCH, Jan (2018). Mental stark am Berg. Training, Technik, Theorie. Wie wir unsere Psyche bergfit machen. Bern: SAC-Verlag.
  • LEDOUX, Joseph (2016): Angst. Wie wir Furcht und Angst begreifen und therapieren können, wenn wir das Gehirn verstehen. Salzburg: Ecowin Verlag.
  • PETERMANN, Franz (Hrsg.) (2020). Entspannungsverfahren. Das Praxishandbuch. 6. Auflage. Weinheim: Beltz.
  • ROBAZZA, Claudio. (2006). Emotions in sport: An IZOF perspective. Literature Reviews in Sport Psychology. 127-158.
  • WENGENROTH, M. (2016). Das Leben annehmen : so hilft die Akzeptanz- und Commitmenttherapie (ACT). 3. Aufl. Bern: Huber.

Rucksack packen für Hike & Fly Hochtour

Was in Luciens Rucksack ist wenn er in die Berge geht

Eines vorweg: Mit dem Gleitschirm auf Hochtouren zu gehen kann sehr schnell zu einer Materialschlacht ausarten, wenn man nicht aufpasst. Und mit einem 15kg Rucksack in der Vertikalen unterwegs zu sein, ist keine Freude.

Was Lucien auf einer klassischen Hike & Fly Hochtour alles so dabei hat, erzählt er dir in diesem Beitrag.

Die richtige Flugausrüstung

Der Pi 16 ist mein klarer Favorit! Er gibt mir genügend Reserve, wenn es etwas mehr Wind hat, bietet gute Leistung und zusammen mit einem Strapless2 wiegt das Ganze nicht viel mehr als 2kg und hat ein Packmass von um die 12l.
Für etwas weniger geübte Piloten bietet sich z.B. ein Pi2 23 mit einem Easiness3 und Notschirm an. Wer sauber packt und nicht übermässig viel Material mitnimmt, bringt da alles rein.

Der richtige Rucksack

Persönlich nehme ich einen 35l Rucksack von Exped mit. Dieser ist leicht, ohne Schnickschnack und gross genug dass all mein Material rein passt. Für Leute welche mit einem 23er Pi2 und Strapless2 und Notschirm unterwegs sind, kann ich den gleichen Rucksack in Grösse 45l empfehlen.

Hochtourenmaterial

Was ich an Klettermaterial mitnehme hängt natürlich stark davon ab, was für eine Tour geplant ist.

Hier mal eine Auflistung für eine klassische Sommerhochtour mit Gletscher, so wie wir sie auch den Teilnehmern unserer Chill Out Hochtouren schicken.

  • Klettergurt
  • Steigeisen
  • Pickel
  • Helm
  • 4 Schraubkarabiner
  • 1x 60cm Bandschlinge
  • 5m Reepschnur (5-6mm)
  • Prusik
  • Eisschraube
  • 40m Seil

Bekleidung

Auch hier kommt es natürlich darauf an, was du planst und was der Wetterbericht so erzählt.
Was ich jedoch immer dabei habe sind folgende Sachen:

  • leichte Fleecejacke
  • leichte Dauwnenjacke
  • winddichte Softshell oder Regenjacke
  • Handschuhe und Mütze
  • Ersatz T-Shirt
  • Sonnenhut

Was es sonst noch so braucht

  • Sonnenbrille
  • Sonnencreme
  • Lunch
  • Wasserflasche
  • Karte, Kompass, Höhenmesser
  • Handy
  • Sackmesser
  • Halbtax, Bankkarte, Bargeld
  • Stirnlampe
  • Erste-Hilfe Kit
  • Ggf. Zahnbürste & Hüttenschlafsack
  • Alles was ich oben vergessen habe 🙂

Tipps und Tricks

  • Am Vorabend früh genug anfangen zu packen. Erspart dir viel Stress.
  • Dein Rucksack sollte im Optimalfall nicht schwerer als 8-10kg sein.
  • Denk daran, dass auch die Jacken, welche während dem packen noch an der Garderobe hängen, beim Hochlaufen dann auch noch in den Rucksack passen sollten.
  • Überall ein klein wenig an Gewicht einsparen macht am Ende in der Summe schnell mal 2kg aus. Zum Beispiel kannst du den Hausschlüssel im Auto lassen, Münz und Cumuluskarte brauchst du nicht, eine kleine Tube Zahnpasta reicht.
  • Karabiner am Strapless kannst du abnehmen, stattdessen nimmst du einfach zwei der Schraubkarabiner vom Klettermaterial.

Kleine Anmerkung: Diese Packliste hat keinen Anspruch auf Vollständigkeit, sie soll einen Einblick bieten, was bei mir so im Rucksack ist.

Ich wünsche dir auf jeden Fall viel Spass auf deinen eigenen Touren und immer schön schwacher Wind aus der richtigen Richtung.

Lust auf Hike & Fly im Hochgebirge?

Bist du begeisterter Hike & Fly Pilot und möchtest das Bergsteigen erlernen?
Oder auf einer geführten Hike & Fly Hochtour die Berge genissen?
Dann könnte dich unser Hochtouren-Angebot zusammen mit Bergführer Tobi Suter und Chill Out Fluglehrer Lucien Caviezel interessieren.

Zu den Touren und Ausbildungskursen

 

 

XContest Tutorial

Tipps und Tricks zum XContest

Im Video erfährst du wie du den XContest nutzt um:

  • einen Flugtag auszuwerten
  • deine Flüge zu analysieren
  • besondere Startplätze zu suchen
  • den Luftraum anzuzeigen
  • und vieles mehr

 

Wie gut kennst du deine Ausrüstung?

Besser fliegen trotz grounding

Wegen Corona nicht zu fliegen ist mühsam. Nutze das Grounding als Chance, um deine Ausrüstung besser kennenzulernen. Lies das Handbuch deines Gurtzeugs, schau ein Video-Review deines Schirms oder checke die technischen Daten deines Notschirms.

  • Ist den Gurtzeug perfekt eingestellt?
  • Kennst du die Schmutzauslass-Öffnung am Gleitschirm?
  • Wie häufig sollte man einen Notschirm frisch packen?

Hier die Links zu einigen Modellen:


Gurtzeug

Advance Easiness 3
Advance Progress 3
Advance Lightness 3

Gleitschirm

Advance Alpha 6
Advance Pi 2
Advance Epsilon 9
Advance Xi

Notschirm

Companion SQR

 

 

 

Sicherheitstraining – sinnvoll für mich?

Artikel aus dem Swiss Glider

Artikel im Swiss Glider von unserem Fluglehrer Andy Jäggi

Sicherheitstraining pdf

Wie lernt man Streckenfliegen?

Artikel aus dem Swiss Glider

Artikel im Swiss Glider von unserem Fluglehrer Andy Jäggi.

Streckenfliegen pdf

Wind am Start einschätzen

Höhenwind, Thermik, Talwind? Oder ein Mix?

Der Herbst ist die klassische Hike&Fly-Saison. Die guten Thermiktage werden seltener. Die Wanderflieger sind wieder öfters alleine abseits der ausgetretenen Pfade unterwegs und erforschen neue Startplätze. Damit erhalten sie nebenbei noch einen ehrlichen Spiegel ihrer Fähigkeiten.

«Wie kann ich die Verhältnisse am Start einschätzen? Ich möchte mit einem guten Gefühl starten und keine bösen Überraschungen erleben.»

Diese Frage wird mir oft von Teilnehmer/innen des Hike&Fly Know-How > gestellt. Sie möchten selbständige Piloten abseits des Rummels werden. Exzellente Frage! Denn das Anliegen zielt auf eine zentrale Herausforderung des Gleitschirmfliegens:

Die Chancen und Risiken bleiben meistens unsichtbar, da es sich um Luftbewegungen handelt.

Deshalb hier nochmals das Kleingedruckte:
Das Fluggerät ist zwar spielerisch einfach – die Flugbedingungen hingegen können am Nachmittag im Sommer in den Alpen anspruchsvoll werden. Für das ungeübte Auge sind diese anspruchsvollen Flugbedingungen unsichtbar. Wer den Sport im Sommer in den Alpen am Nachmittag auszuüben gedenkt, auf den wartet ein zeitintensives und mental anspruchsvolles Hobby. Man könnte schon fast von einem Lifestyle sprechen. Etwas technischer ausgedrückt: Man muss mit unvollständiger Information selbständig Entschiede über meist unsichtbare Luftbewegungen fällen,  und dann die Konsequenzen selber im Flug erspüren. Den einen spornt dies an, den anderen schreckt es eher ab. Vielleicht ist dies eine der Ursachen, weshalb viele der frisch brevetierten Pilot*innen in den ersten Jahren wieder aussteigen?

Positiv betrachtet sind diese «Luft-Rätsel» eine Quelle der Motivation. Jeden Tag ist die Meteo-Lage anders. Auch nach zehn Jahren fliegen erlebe ich immer wieder neue Situationen. Obwohl ich unterdessen einige davon passend einschätzen kann, habe ich nie ausgelernt. Ich kann meine Wahrnehmung mit jedem Flug erweitern. Ich hoffe, dieser Lernprozess sei ein ganzes Fliegerleben lang nie zu Ende. Es sei denn, ich bleibe in der Komfortzone und wage nichts Neues. Doch ich wette meinen Fluglehrerstuhl darauf, dass es auch in der Komfortzone hie und da noch Überraschungen gibt.

Intuition mit 1’000 Flügen erarbeiten

Während der erfahrene Pilot die Bedingungen intuitiv in kürzester Zeit einschätzen kann, fragt sich der Neuling, ob er je an diesen Punkt komme. Intuition – auch gefühltes Wissen oder Bauchgefühl genannt – speist sich aus ganz vielen gemachten Erfahrungen und angesammeltem Wissen. Damit die Intuition zuverlässig wird, muss man sie über die Jahre hinweg mit viel Material füttern. So können Muster schnell erkannt werden («Ach ja, die Ecke bei Zweilütschinen Richtung Grindelwald ist am Nachmittag im Sommer ein Lee des Talwindes. Dafür habe ich nordseitig des Männlichen einen gemütlichen Prallhang des Talwindes. Ich bin tief und soare nun dort auf.»)

Bis zur Erfindung der Wunderpille oder der intelligenten App, führt der «kürzeste» Weg zu mehr Sicherheit beim Einschätzen der Windverhältnisse am Start über ganz viele Flüge. Mache 1’000 Flüge in unterschiedlichen Gebieten und zu unterschiedlichen Tages- und Jahreszeiten. 500 sind auch schon gut, falls du weniger Zeit für den Flugsport hast. Unterhalte dich mit erfahrenen Piloten und vertiefe dich in die Theorie. Ja, Theorie hilft bei diesen unsichtbaren Luft-Rätseln enorm. Es geht darum, sich eine mentale innere Landkarte zu erarbeiten, die den Lernprozess unterstützt.

Bei mir hat sich in den letzten Jahren folgende Aufteilung der Windsysteme bewährt:

Bin ich hier im Einfluss des Höhenwindes, der Thermik oder des Talwindes? Oder ist es ein Mix?

Achtung, diese Grafik ist maximal vereinfacht! Die Rückmeldungen von Piloten haben jedoch gezeigt, dass sie trotzdem hilfreich ist. Wir betrachten von oben nach unten 3 Windsysteme an einem thermischen Tag in den Alpen. Es ist ein Tag ohne Föhn,  Gewitter oder Frontdurchgang.

Ich möchte nun ein paar Erfahrungswerte weitergeben. Die Liste ist nicht vollständig, sollte aber genügen, um deinem  Lernprozess einen Schub zu geben.


Höhenwind

Je näher ich mich am Gipfel oder an der Krete befinde, desto mehr bin ich im Einfluss des Höhenwindes. Auf den Höhenwind kann ich mich vorbereiten, da er in den fein aufgelösten Wettermodellen zuverlässig prognostiziert wird (z.B. COSMO bei meteo-shv.ch > oder meteo-parapente.com >). Gelegentlich übertreiben die Modelle ein wenig, da die Berge im Wettermodell tiefer und sehr grob aufgelöst sind (eine Landschaft aus Legosteinen mit 1 km Kantenlänge). Je höher der Startplatz liegt, desto genauer ist  die Prognose. Die freie Atmosphäre ist eine Freude für das Wettermodell – die komplexe Landschaft der Alpentäler hingegen ein noch unlösbares Rechenproblem.

Stehe ich auf einem schneebedeckten Gipfel oder ist es ein bewölkter Tag ohne Thermik, ist die Chance recht gross, dass ich mich ausschliesslich im Einfluss des Höhenwindes befinde. Ich kann auf den Gipfel stehen, um Windrichtung und -Stärke zuverlässig zu beurteilen. LUV und LEE wären somit auch geklärt. Im Bereich des Gipfels oder der Krete wird der Wind durch den Düsen-Effekt beschleunigt. 50 bis 100 m Abstieg im LUV wirken Wunder. Bei viel Höhenwind kann das Wunder auch erst 300 bis 500 m tiefer eintreten.

Böiger Höhenwind mit Spitzen von mehr als 40 km/h weist auf äusserst anspruchsvolle Flugbedingungen hin! Für viele Piloten, die nicht gerade einen Wettkampf gewinnen wollen, sind dies wohl schon «Un-Flug-Bedingungen», die einen Abstieg zu Fuss mit anschliessendem Besuch der Pizzeria nahelegen. An solchen Tagen gibt es kaum etwas zu gewinnen, das mich längerfristig erfüllt. Aber es gibt alles zu verlieren, was ich habe.

Mix Höhenwind & Thermik:

  • An einem Sommertag mit hochreichender Thermik kann diese den Höhenwind bremsen. Dies habe ich schon beobachtet, als ich morgens auf einem Viertausender im sportlichen Wind warten musste, der sich gegen Mittag in einen perfekten Aufwind abschwächte.
  • Lee-Thermik: Obwohl diese Grenze unscharf ist, kann man an Tagen mit labiler Luftschichtung und weniger als 20 km/h Höhenwind recht gut in der Leethermik fliegen (wenn man dies möchte). Diese blockt den Höhenwind ab. Auf Höhe der Krete nicht zu nahe am Gelände fliegen. Denn dort mixt sich der Höhenwind mit der Thermik.
    Sobald sich Wolken bilden, werden die Luftbewegungen sichtbar. Andy Jäggy hat so einen Moment am Rugen in Interlaken erwischt und in einen kleinen Film > festgehalten. Wer mehr wissen möchte: Burki Martens erklärt die Leethermik prima in diesem Artikel Luv- und Leethermik >
  • Fliegende Bergsteiger: Vorsicht ist im LEE von hohen Alpengipfeln, wenn die Luftschichtung stabil ist und der Höhenwind deutlich über 40 km/h liegt. Rodeo garantiert.

Thermik / Hangwind

Sobald der Untergrund wärmer oder kälter als die Umgebungsluft ist, setzt sich der Hangwind in Bewegung.

Abwind (katabatisch)

Im Schnee, am schattigen Hang oder in der Nacht treffe ich am Hang vermehrt Abwind an. Dieser beschränkt sich auf die bodennahen Meter.  Man stelle sich einen Fluss vor, der den Hang hinab fliesst. Manchmal pulsiert er und man kann in den schwachen Phasen losrennen. Auf dem Gipfel oder auf erhöhten Kuppen weht er kaum. Ich habe den Schirm auch schon im Windschatten eines Hauses oder grossen Felsblocks  aufgezogen. Je nach Grösse und Neigung des Startplatzes kann man den Schirm auch gegen den Abwind aufziehen, eine Kurve laufen und dann «Run like hell»! Der Acro-Profi Theo de Blic hat noch folgende elegante Variante > zu bieten. Nun ja, auch beim Abwindstart ist die Grenze des orthopädisch vertretbaren individuell.

Aufwind (anabatisch)

Sobald die Sonne im idealen Winkel auf den Hang scheint und der Untergrund trocken ist, erwacht der Hangaufwind. Er kriecht dem Hang entlang nach oben, gewinnt an Stärke, löst sich an geeigneten Stellen vom Hang ab und setzt seine Reise nach oben als Thermikblase oder gar als Thermikschlauch fort.

Mix: Gerät der Thermikschlauch in den Einfluss des Höhenwindes, wird er mit dem Wind abgelenkt. Beim Zentrieren muss man sich dann immer ein wenig versetzen. Bei starkem Höhenwind wird die Thermik zerrissen und der Flugspass nimmt rapide ab.

Meistens ist im Hangaufwind ein Rhythmus zu spüren und im Gras zu beobachten. Wenn die Aufwind-Böen zu stark sind, wartet man die schwache Phase ab. Ein Wechsel des Startplatzes kann auch Wunder wirken.
Neulich habe ich recht lange in vermeintlichen Abwindböen gewartet, bis wir auf die Idee kamen, dass wenig unterhalb von uns eine starke Thermik vom Hang ablöst. Es wurde ständig Luft aus unserem Bereich angesaugt, was an unserer Position einen Abwind ergab. Meine Theorie war ursprünglich, dass ich mich im Einflussbereich des Gletscherwindes befinde, der auch in der Nähe den Hang hinunter wehen musste. Siehe da, schon wieder ein Luft-Rätsel geknackt.

Ziehen die thermischen Ablösungen mit einem hörbaren Zischen im Gras oder mit Rauschen in den Tannen durch, herrschen sportliche Bedingungen. Da muss jeder für sich entscheiden, wo seine Flow-Zone liegt, damit er mit Spass in diesen Verhältnissen fliegen kann. An heissen trockenen Sommertagen sind gelegentlich Dust-Devils zu beobachten. Dies sind kleine Windhosen, die den Beginn einer starken Thermik markieren. Die Suchbegriffe «Paraglider» und «Dust Devil» fördern bei YouTube > unfreiwillige akrobatische Einlagen zu Tage. Warten auf den Abend, eine Abschattung oder der Wechsel des Startplatzes kann helfen. Dust -Devils sind eher eine Erscheinung in den Südalpen. In den Hitzesommern verirren sie sich gelegentlich zu uns auf die Alpennordseite.

Thermischer Aufwind auf dem Gletscher? Ja, das gibt es und hat mir schon viele Starts im alpinen Gelände vereinfacht. Sofern sich nahe hinter dem Startplatz eine aufgeheizte Felsflanke befindet, saugt diese Luft an.


Talwind / Bergwind

Je tiefer unten im Tal mein Startplatz liegt, desto eher komme ich in den Einfluss des Tal- oder Bergwindes. Ein Windsystem, das gegen unten immer wie stärker wird. Je nach Tages- und Jahreszeit.

Das Talwindsystem ist mit Abstand die unerschöpflichste Quelle an Luft-Rätseln auf dem Lernweg. Mir werden stets neue Erfahrungen berichtet; ganz zu schweigen von meinen eigenen. Die Geschichten laufen meist nach diesem Schema ab: «Auf dem Gipfel hatte ich nur schwachen Wind und so dachte ich mir, ich fliege im Frühling/Sommer zweite Hälfte Nachmittag ins grosse Tal hinunter, ohne die Windwerte dort zu prüfen.» Wenn der Flugweg zusätzlich ins Lee des Talwindes oder in eine Verengung des Tales führte, werden die Geschichten noch spannender.

Mix: Die Überlagerung von Höhenwind und kräftigem Talwind ist übrigens die ideale Wetterlage, um endlich mal das Rückwärts-Landen zu üben 😉 Hat der Höhenwind dieselbe Richtung wie der Talwind, so kann der Talwind an gewissen Orten mit 40-50 km/h in den Böen daherkommen.

Im LUV des Talwindes kann man soaren. Trifft der Talwind auf einen sonnigen Prallhang, kann man im Mix aus Thermik und Talwind rasch aufsteigen.

Die Voralpen werden im Sommer am Nachmittag vom Talwind überspült. Dieser fühlt sich dort wie Höhenwind an und kann auch als solcher behandelt werden. Am Niederhorn bei Interlaken ist dieser Effekt am Nachmittag im Sommer oft zu beobachten.

Am Burgfeldstand bei Interlaken (östlich des Niederhorns) kann man am Nachmittag Richtung Nordwesten starten und der Kette entlang soaren. Mix: Die Nordwestseite wird gegen Abend thermisch aktiv und man dreht einen Schlauch bis 200 m über den Gipfel aus und fliegt mit Rückenwind übers LEE hinweg nach Interlaken. Je weniger hoch man den Schlauch ausdreht, desto mehr kann man auf Tuchfühlung mit dem LEE gehen. Da dieser hochreichende Talwind am Burgfeldstand kaum über 15 km/h geht, könnte man dieses LEE als gutes «Lern-LEE» mit vertretbaren Risiken bezeichnen. Auf beiden Seiten der Krete ist ein Mix aus Talwind/Höhenwind und Thermik zu erforschen. (Fluglehrer Bänz steht somit mit einem Fuss im Knast und wird diese Passage im Text hoffentlich nie bereuen… das Internet vergisst nie.)

Meistens weht der Talwind am Nachmittag talaufwärts. Voraussetzung ist, dass sich die Berge aufheizen und Thermik bilden. Eine interessante Ausnahme der Windrichtung bilden die Bereiche der Alpenpässe: Selten treffen sich die Talwinde zweier Täler direkt auf dem Pass und vereinen sich dort zu einer grossflächigen Thermik. Oft drückt ein Talwind über den Pass in das andere Tal und bildet irgendwo talabwärts eine Konvergenz. Ein Pass ist eine Düse und beschleunigt den Talwind zusätzlich. In Fliegerkreisen hört man von der «Grimselschlange», der «Brünig-Hexe», usw. Wer unabsichtlich in die luftigen Finger eines solchen Fabelwesens gerät, sollte sich auf direktem Weg an den gegenüberliegenden Prallhang flüchten und dort aufsoaren.

Ein Blick auf die Talwindkarte Schweiz > hilft. Für die Ostalpen gibt es hier Talwindkarten: viento.aero > 

Am Abend und in der Nacht kehrt sich dieses Windsystem um. Der Bergwind fliesst das Tal auswärts. Die Düsen befinden sich am selben Ort. Aber die LUV’s und LEE’s wechseln die Vorzeichen.

Gegen Mittag des nächsten Tages setzt wieder der Talwind ein.


Unter 20 km/h Wind ziemlich sorgenfrei

Falls jetzt der Eindruck entstanden ist, Gleitschirmfliegen sei voller fieser Meteo-Fallen, so möchte ich korrigieren: Erst ab einer erhöhten Windstärke bilden sich die wirklich gefährlichen Turbulenzen. Diese unscharfe Grenze möchte ich irgendwo zwischen 25-30 km/h ansetzen. Wenn ich bei 20 km/h nicht unmittelbar hinter dem Hindernis/Grat ins LEE fliege, sind kaum Turbulenzen zu erwarten, die überfordern.

Also: Schwacher Wind in der Höhe und am Boden & angenehme Thermik = Sorgenfreies aktives Fliegen. Auch für Anfänger*innen und Wenigflieger*innen.

Es gibt viele Tage und Tageszeiten, die absolut problemlos sind.


Genug Theorie. Zum Schluss möchte ich noch eine praktische Übung mit euch teilen, damit wir nicht in einem theoretischen-Tagtraum am Startplatz herumirren. Da glückliches Gleitschirmfliegen Kopfsache ist, wechseln wir nun in den Bereich des mentalen Trainings:

Eine kleine Startplatz-Meditation

Diese Achtsamkeitsübung funktioniert zu Beginn am besten an einsamen Startplätzen. Mit etwas Übung kann man sie auch an belebten Startplätzen probieren. Die Endstufe wäre dann mit einem penetranten Startplatz-Schwätzer im linken Ohr und einem leicht hysterischen Startleiter einer Flugschule im rechten. Doch zurück zur Stille des Hike&Fly-Gipfels:

  • 10 Minuten Zeit nehmen
  • Auf den Rucksack sitzen. Oder sonstwo hin, wo es bequem ist
  • Ankommen, ruhig werden
  • Augen schliessen
  • Den Atem ruhig fliessen lassen
  • Falls störend: Die Gedanken wie Wolken am Himmel ziehen lassen
  • Wind auf der Haut spüren
  • Windgeräusche lauschen
  • Gegen Schluss die Augen wieder öffnen
  • Gras und Bäume in der nahen Umgebung beobachten. Sieht man den Wind an den Blättern?
  • Wolken beobachten. Erkennt man Bewegungen?
  • Eventuell kann man die Oberfläche eines Sees beobachten.
  • Zum Abschluss ein paar mal tief ein- und ausatmen
  • Jetzt bist du bereit für einen eleganten Start und glücklichen Flug

–––

Bänz Erb, August 2019

Videosammlung

Tutorials, Actionclips und Dokus die man kennen muss

Tutorials

Prüfungsmanöver

Playlist vom SHV


DHV Skyperformance Tutorials

Playlist vom deutschen Gleitschirmverband. Siehe insbesondere Video #19 Rückwärts einhängen und #5 Rückwärts aufziehen


How I learned to reverse launch

Super Tutorial zum Rückwärtsstart


Master Strong Wind Launches

Viele gute Tipps gut erklärt


Paragliding XC Secrets

Playlist von Flybubble mit 32 Videos


Paraglider Control

Playlist von Flybubble mit 17 Videos


Manövervideos GlideZeit

Von Rollen über Vrille bis SAT


Théo de Blic Tutorial

Acro Manöver sympathisch erklärt


Master Acro

4h Lernvideos von Pal Takats für 170.-


Action & Doku

Jean Baptiste Chandelier

Playlist seiner besten Videos


Don’t try this at home

Kreative Acro Stunts von Francois Ragolski


Magikistan

13 min Doku eines vol-biv Trips durch Tadschikistan


500 miles to nowhere

7 min Doku vol-biv Trips in den Rocky Mountains


Forgotten Island

30 min Film von Socotra, einer Insel vor Jemen


Something between

49 min Acro Film eines Roadtrips durch Europa

Ein Hike&Fly Märchen mit 3 Enden

Fiasko oder Flow? Du stellst die Weichen.

Es waren einmal zwei Hike&Fly Freunde…

Wir nennen sie Anna und Beat. Anna fliegt seit 4 Jahren Gleitschirm, macht am liebsten Hike&Fly’s an neue Startplätze und hält sich mit Bergläufen fit. Die Arbeit hat sie aufs Minimum zurückgeschraubt und kann unter der Woche mal einen guten Flugtag ausnutzen. Neue Herausforderungen machen ihr Spass. Beat fliegt seit 2 Jahren, kommt aber nur unregelmässig in die Luft, weil er im Job viel unterwegs ist. Harmonie in der Gruppe ist ihm wichtig, damit er sich entspannen kann. Ein paar Stunden Groundhandling würden ihm nicht schaden, hat sein Fluglehrer neulich zu ihm gesagt.

Die beiden haben am Vortag sorgfältig ein Hike&Fly auf die Hasenegg geplant. Beat ist sportlich nicht auf der Höhe und möchte deshalb nur 700 m Aufstieg und einen einfachen Startplatz. Anna will mehr Challenge und erhofft sich einen Thermikflug mit Toplande-Training. Die Hasenegg bietet beides. Somit stimmt der Plan für Anna und Beat.

Das Treffen

Nach einer Stunde Aufstieg bei angenehmem Tempo legen sie in einer Wegkehre eine Pause ein. Die Aussicht auf die verschneiten Viertausender ist prächtig. Eine schwarze Dohle landet und schüttelt kurz die Flügel, bevor sie wieder abhebt und hinter den Felsen verschwindet. Mit zügigen Schritten und den Klacken von Trekkingstöcken erscheinen die Vielflieger Christoph und Daniel:

«Kommt doch mit uns aufs Kranzbödeli! Nur 1’300 m Aufstieg. Der Klippenstart geht bei etwas Aufwind problemlos».

Crash

Welch eine Ehre, dass die beiden Talentierten sie mitnehmen wollen! Ohne zu zögern sagt Anna zu. Am meisten lernt man schliesslich von den Cracks. Beat schluckt leer und wagt sich nicht, Spielverderber zu sein. Er schweigt. Sein Bauchgefühl ist schlecht, doch im Job kann er bei neuen Verhandlungen auch keine Unsicherheit zeigen.

Christoph, Daniel und Anna ziehen zügig los und unterhalten sich über das bevorstehende Hike&Fly-Rennen namens Breithorn-Challenge.

Völlig erschöpft und 15 Minuten hinter der Gruppe erreicht Beat das Kranzbödeli. Nun überkommt ihn auch die Angst vor dem Klippenstart. Der Wind ist wechselhaft. Es gibt stabile Phasen, in denen ein Start Richtung Klippe auch für ihn machbar sein sollte. Die drei anderen sind bereits startklar und weisen auf das veränderte Wolkenbild hin. Es könne bald Überentwicklungen geben und wir wollen sicher nicht zu Fuss runter – Jetzt, da wir schon so lange hochgestiegen sind. Anna fragt Beat, ob er vor ihr starten möchte. «Geht nur, ich trinke noch was und komme dann gleich nach». Wenig später sind die drei Schnellen alle über die Klippe gestartet und drehen in der Thermik um die Wette.

Erschöpft, unterzuckert und durch das Wetter verunsichert macht Beat seine Startvorbereitungen flüchtig. Im wechselhaften Wind bricht er zwei Starts ab. Was denken bloss die anderen über ihn? Dann halt vorwärts starten und zügig losrennen. Beim dritten Anlauf murkst er den Schirm ohne Kontrollblick in die Luft und rennt über die Abbruchlinie hinaus ins Freie.

Sein Schirm zieht nach rechts. Beat blickt nach rechts und sieht die Felswand. Dann blickt er zum Schirm und sieht einen ordentlichen Verhänger auf der rechten Seite. «Scheisse, ich will nicht in die Felsen fliegen!». Er gibt im Stress so viel Gegenbremse, dass die Strömung auf der linken Seite abreisst. Nach etwas Trudeln kollidiert Beat mit dem steilen Gelände, rollt weiter und stürzt in einem schauerlichen Pack aus Pilot, Leinen und Gleitschirm in den Abgrund.

Als der REGA-Arzt endlich die Absturzstelle erreicht, kann er leider nichts mehr für Beat tun.

–––––
Oh nein, das ist aber ein schlimmes Ende. So endet kein Märchen! Das kann man nicht als Gutenacht-Geschichte zumuten. Versuchen wir es nochmals:

Cumulonimbus und Alpenrose

…Eine schwarze Dohle landet und schüttelt kurz die Flügel, bevor sie wieder abhebt. «Kommt doch mit uns aufs Kranzbödeli! Nur 1’300 m Aufstieg. Der Klippenstart geht bei etwas Aufwind problemlos».

Beat hört auf sein Bauchgefühl und traut sich zu sagen, dass ihn das Kranzbödeli womöglich überfordere und er lieber zur Hasenegg gehe. Er könne aber auch alleine weiter und wolle Anna nicht die Challenge verderben.

Somit trennen sich ihre Wege. Die Klack-Klack der 6 Trekkingstöcke entfernen sich rasch und auch der Alarm von Christophs Pulsmesser verstummt, da er sich wieder im gewünschten Trainingsbereich befindet. Beat steigt in gemütlichem Tempo weiter auf Richtung Hasenegg und beobachtet die Natur. Er ist enttäuscht, weil er den Tag gerne mit Anna verbracht hätte. Eigentlich hatten sie einen sorgfältigen Plan, der für beide gestimmt hätte.

Auf der Hasenegg angekommen legt sich Beat ins Gras des perfekten Startplatzes, beobachtet die Quellwolken und döst ein. Nach einer intensiven Arbeitswoche mit zwei Interkontinentalflügen holt sich sein Körper den nötigen Schlaf.

Anna, Christoph und Daniel sind auf dem Kranzbödeli angekommen und wollen das kurze Flugfenster vor den Überentwicklungen auszunutzen. Dank grossflächiger Thermik wollen sie möglichst weit das Tal hinauszufliegen. Richtung Interlaken sieht der Himmel besser aus. Also nichts wie los, auch wenn die Basis über dem Startplatz schon tief hängt und dunkel ist. So muss man nicht ewig in der Thermik drehen, sondern kann geradeaus fliegen. Wer in der Thermik dreht, fliegt schliesslich die halbe Zeit in die falsche Richtung, hat mal der A. von A. gesagt! Die drei drehen in der Thermik um die Wette und wollen vor der Talquerung möglichst viel Höhe machen. Mit der 45°-Regel nehmen sie es nicht so genau.

Es entfällt ihrer Aufmerksamkeit, dass in der Nähe eine erste Zelle ausregnet. Wie eine Flutwelle breitet sich die kalte Luft am Talboden entlang aus und verstärkt das Steigen unter den benachbarten Wolken – auch unter der Wolke über dem Kranzbödeli. Sie erreicht das Stadium Cumulonimbus und saugt die drei talentierten Vielflieger gnadenlos ein. Sie verlieren sofort die Orientierung. Trotz allerhand Abstiegsmanöver schreien die Varios wie verrückt im Aufwind von 25 m/s. Dummerweise hatte ein polnisch-deutsche Wettkampfpilotin im Jahr 2007 schon alles Glück dieses Jahrhunderts betreffend Gewitterwolkenflug aufgebraucht und somit ereilt Anna, Christoph und Daniel trotz Märchen das zu erwartende Schicksal bei einem rasanten Steigflug auf über 10’000 m ü. M., wo minus 50°C herrschen und die Luft zu dünn zum Atmen ist.

Irgendwann fällt auch diese imposante Gewitterwolke zusammen und spuckt drei vereiste und leblose Piloten aus.

Ein Donnergrollen weckt Beat aus seiner Siesta. Es beginnt jeden Moment zu Regnen. Oder sind das da hinten schon Hagelkörner? Nichts wie weg von dieser exponierten Stelle auf der Hasenegg! Beat nimmt den Wanderweg Richtung Tal unter die Füsse und erreicht im ersten Platzregen die Alp Oberberg. Aus einem der Schornsteine steigt Rauch auf. Beat mag diesen Geruch in der Nase.

Durchnässt sucht er Schutz unter dem Vordach dieser kleinen Alphütte und trifft spontan auf eine junge Frau, die gerade Wasser für einen Blumenstrauss holt. Sie heisst Heidi, streicht sich eine Strähne aus dem Gesicht, lächelt verlegen und bietet Beat an, ins Trockene zu kommen und sich am Feuer aufzuwärmen …

–––––
Immerhin schon mal Happy End für Beat. Doch die Opferzahlen haben sich in dieser Version verdreifacht. Wir können das so nicht stehen lassen. In diesem Märchen fehlen die Bösen und somit muss auch niemand auf der Strecke bleiben. Das Teufelchen tritt aber versteckt in Erscheinung: Es lässt  unsere Piloten in der Gruppe Dinge tun, die sie alleine anders gemacht hätten.

Also versuchen wir im dritten Anlauf, dieses unsichtbare Teufelchen aus dem Märchen rauszuhalten. 

Beats Wecker geht nicht

Beat erscheint nicht am Treffpukt. Anna muss ihn aus dem Tiefschlaf klingeln. Sie starten verspätet und bemerken beim Abmarsch hinten im Tal, dass die Quellwolken schon bedrohliche Ausmasse angenommen haben. Nach einer halben Stunde Aufstieg entschliessen sich Anna und Beat, das Hike&Fly abzubrechen. Das Wetterradar zeigt im Westen schon erste Gewitterzellen. Wieder beim Auto äussert Beat die Idee, an den See zu fahren, kurz zu baden und dann in die Pizzeria zu gehen. Der nächste gute Flugtag komme bestimmt.

Kurz nach Einfahrt in die Stadt bleiben sie im Stau stecken. Ein Van aus Appenzell Innerrhoden blieb auf dem Bahnübergang stehen und wurde vom ICE 278 Interlaken–Berlin gerammt. Wieso mussten wir nur durch die Stadt fahren, fragt sich Anna?

Beat auf dem Beifahrersitz bemerkt das Schaufenster von Chill Out Paragliding und sieht auf dem Werbeplakat «Hike&Fly Know-How – Alles, was du für erfolgreiche Touren abseits des Rummels wissen musst ». Der Verkehr steht seit 5 Minuten. Anna und Beat gucken sich die Website auf ihrem Smartphone an, während im Radio rassige Musik erklingt:

  • Wer lernen möchte, eigene Touren an Orte abseits offizieller Startplätze zu planen, besucht den Theorie-Workshop einmal und geht auf eine Know-How Tour. Da kriegt man zu Beginn ein Fallbeispiel, wie das Märchen von Anna und Beat, dem man ein Happy End verpassen darf. Unterwegs gibt es 6 Inputs zu verschiedenen Themen. Nächste Termine: 21./22./23. Juni 2019.
  • Wer «nur» an einer geführten Tour ohne Inputs interessiert ist, besucht eine Guiding-Tour. Diese beginnt mit einem sorgfältigen Preflight Check und bietet reichlich Gelegenheit, sich auszutauschen. Nächste Termine: 20./21. Juli 2019.
  • Die Touren gibt es auf zwei Niveaus: Dohle und Adler. Wer mehr als 700 Höhenmeter machen möchte, geht zu den Adlern.
  • Auch selbständige Flugschüler/innen ab 40 Flügen und bestandener Theorieprüfung sind willkommen.
  • Wer sich das Wissen fürs effektive Ausdauertraining aneignen möchte, besucht das Training-Know-How mit Profitrainer Benu Senn. Nächster Termin: 21. September 2019

–––––
Oh, Entschuldigung, jetzt sind wir in die Schleichwerbung abgedriftet. (Der Stau war schuld.)

Zurück an die Hasenegg! Wir schulden den 4 Piloten ein Happy End.

Flow

…Eine schwarze Dohle landet und schüttelt kurz die Flügel, bevor sie wieder abhebt und hinter den Felsen verschwindet. «Kommt doch mit uns aufs Kranzbödeli! Nur 1’300 m Aufstieg. Der Klippenstart geht bei etwas Aufwind problemlos».

Anna hört ihre innere Hike&Fly-Athletin schon jubeln, sieht aber, dass Beat grosse Augen macht und die Lippen zusammenpresst. «Ich weiss nicht, Jungs.  Lasst uns das zuerst unter vier Augen besprechen», sagt Anna zu Christoph und Daniel. Die beiden Cracks gehen ein paar Schritte weiter, checken die Meteo-Apps und machen Balance-Übungen für ihre Koordination. Beat steht zu seinem Wunsch, die Tour wie geplant zu machen, erkennt aber auch Annas Bedürfnis, mit Leuten auf höherem Leistungsniveau unterwegs zu sein. Beide wollen schliesslich ihr freies Wochenende gut nutzen und etwas erleben.

Es folgt eine Denkpause …

Man soll auch wieder als Freunde vom Berg runter, sagt Anna. Sie schlägt den Cracks vor, in ihrem Tempo weiter auf’s Kranzbödeli zu gehen und dann auf eine Hanglandung bei der Hasenegg vorbeizuschauen. Beat schlägt vor, dass er beim Parkplatz lande und das Auto zurück nach Interlaken bringe. Anna könne mit den Cracks auf Strecke gehen. Sie treffen sich später noch alle auf ein Bier.

Das passt. Jeder hat nun eine Aufgabe, die seinem Niveau und seinen Erwartungen entspricht. Und trotzdem können sie zusammen bleiben oder sich später wieder treffen. Win-Win.

Während Beat auch die letzten Höhenmeter in seinem Tempo macht, legt Anna ein paar schnelle Intervalle ein. Das hat in kurzer Zeit eine ähnliche Wirkung wie der lange Aufstieg aufs Kranzbödeli. Sie machen Pause, Trinken und Essen, beobachten die thermischen Ablösungen am Startplatz und legen dann die Schirme aus. Schon bald nähern sich Christoph und Daniel aus der Luft und Üben sich im Hanglanden. Beat sieht beim Kontrollblick einen Verhänger und bricht den Start ab. Anna hilft ihm beim erneuten Auslegen und sagt, dass ihr dies auch zwischendurch passiere. Sobald Beat in der Luft ist, starten auch die drei anderen zu ihrem Streckenflug auf.

Beat fühlt sich wohl und fliegt ganze 1.5 h in der Thermik rund um die Hasenegg. Dies ist länger, als er jemals geflogen ist. Er wagt sogar die Talquerung zum Wirmschbühl. Dann gleitet er genussvoll ins Tal, und schwatzt am Landeplatz mit anderen Piloten. Er schreibt den drei anderen eine Nachricht:

«Fahre zum See, nahe des Landeplatzes. Kaufe kühles Bier und Essen. Kommt einfach, wenn ihr genug geflogen seid. Keine Eile.»

Anna hat Spass, mit den beiden Cracks auf Strecke gehen zu dürfen. Zu dritt ist das Auffinden der Thermik einfacher. Zudem kann sie die Linienwahl der beiden studieren, insbesondere die Schlüsselstelle über die Blynige Platte hat sie noch nie so elegant lösen können. Da ist sie oft im Lee des Talwindes abgesoffen. Wenns mal ordentlich böllert in der Thermik, hat Anna mehr Durchhaltewille, weil sie bei Christoph und Daniel von aussen sieht, dass es nur halb so wild ausschaut. Sie bemerken das bedrohliche Wolkenbild in den Bergen, doch zu diesem Zeitpunkt sind sie schon viele Kilometer Richtung Voralpen entfernt. In einer ruhigen Gleitphase checkt Anna das Wetterradar und beschliesst, mal Richtung Landeplatz am See auszugleiten. Denn der Outflow einer Gewitterzelle kann sich im Tal viele Kilometer weit ausbreiten und für Rodeo über dem Landeplatz sorgen. Christoph und Daniel vergleichen noch ihre Gleitzahlen im Vollgas und landen ein paar Minuten nach Anna auch beim See.

Beat steigt gerade aus dem See und lobt die milde Temperatur. Die Gewitter bleiben in den hohen Bergen hinten und fallen bald in sich zusammen. Dennoch macht sich in Interlaken etwas Outflow bemerkbar. Die verbleibenden Gleitschirme über dem Landeplatz müssen ein wenig Rodeo fliegen, kommen aber alle gut zu Boden. Christoph und Daniel verteilen Stilnoten. Mit einem kühlen Bier in der Hand ist dies ein unterhaltsames Schauspiel.

Beat stellt der Gruppe eine junge Frau vor, die er beim Einkaufen vorhin kennen gelernt hat und die auch unterwegs zu einem Bad im See war. Sie heisst Heidi und kam heute kurz in die Stadt, um Einkäufe für ihre Alphütte zu machen.

…und wenn sie noch nicht gestorben sind, dann fliegen sie noch heute.

–––––

So gefällt mir das Märchen. Jetzt kann ich gut einschlafen.

Noch ein Wort zum Teufelchen

Es kann schwierig sein, mich einer Gruppendynamik zu entziehen. Denn dies hat mit der Art zu tun, wie sich unsere Psyche in tausenden von Jahren organisiert hat. Experimente (1) haben gezeigt, dass im menschlichen Hirn das Belohnungszentrum aktiv wird, wenn wir einer Gruppe zustimmen. Dies unabhängig davon, wie gut der Entscheid der Gruppe ist. Wenn wir gegen die Gruppe stimmen, wird das Zentrum für sehr starke Emotionen aktiv, auch Gefahrenzentrum genannt (Amygdala). Zustimmung zur Gruppe fühlt sich angenehm an, Opposition kann Ängste wecken. 

Offene Kommunikation in der Gruppe kann hier die Weichen anders stellen. Doch dies erfordert einiges an Mut. Es braucht nicht nur «Balls» in ruppiger Thermik über schroffem Gelände, es braucht ebenso «Balls» bei der Kommunikation im übermütigen Rudel. Es macht Spass, in der Gruppe unterwegs zu sein und gibt auch mir ein geborgenes Gefühl. Bei Sportarten rund um den Berg schleicht sich jedoch des Öfteren das kleine Teufelchen ins Gepäck, sobald man in der Gruppe unterwegs ist. Noch schöner: Wenn zwei Gruppen sich ein inoffizielles Rennen liefern.

Einmal drin in der Situation ist es schwierig, das Problem zu erkennen. Die Wahrnehmung ist verzerrt. Möglich hingegen ist es, rückblickend die Situationen zu erkennen, in denen ich schlechte Entscheide treffe. Wie muss mein Märchen geschaffen sein, damit es Opfer gibt? Wo werden sie Weichen auf Problem gestellt?

Irgendwann gelingt es mir, diese teuflischen Situationen an Ort und Stelle zu erkennen.

  • Ich lege eine Verschnaufpause ein.
  • Ich werfe mein eigenes Denken wieder an (Ja, ist anstrengend, ich weiss.)
  • Ich nehme die Stellhebel der Weichen in die Hand. Es gibt immer mehrere Optionen. Plan A, Plan B, Plan C.

–––––

(1) Donelson R. Forsyth: Group Dynamics, 2019, S. 215

PS: Namen und Ereignisse in diesem Märchen sind frei erfunden. Parallelen zu realen Zwischenfällen wären zufällig.

Bänz Erb, Mai 2019


Welch eine Überraschung für den Autor. Ein Freund lässt sich durch das Märchen inspirieren und schreibt ein weiteres Ende:

Gedankenkreisen

von Jan Stahl, Juli 2019

Welch eine Ehre, dass die beiden Talentierten sie mitnehmen wollen! Ohne zu zögern sagt Anna zu. Am meisten lernt man schliesslich von den Cracks. Beat schluckt leer und wagt sich nicht, Spielverderber zu sein. Er schweigt. Sein Bauchgefühl ist schlecht, doch im Job kann er bei neuen Verhandlungen auch keine Unsicherheit zeigen. Dennoch sagt er zu mitzugehen aber behält es sich innerlich vor wieder herunterzulaufen, wenn er es sich nicht zutraut.

Christoph, Daniel und Anna ziehen zügig los und unterhalten sich über das bevorstehende Hike&Fly-Rennen namens Breithorn-Challenge.

Während dem Aufstieg gehen Beat viele einzelne Dinge durch den Kopf und er ist hin und hergerissen – er ringt mit sich selber, einerseits will er gegenüber den anderen nicht zeigen will, dass er eigentlich Angst hat aber auch gegenüber seiner Freundin möchte er nicht schwach oder als Spielverderber dastehen. Darüber reden getraut er sich nicht da seine Freundin ja schon weit vorab in einer anderen Welt mit den Cracks diskutiert und er sich hier fehl am Platze fühlt.

Völlig erschöpft und 15 Minuten hinter der Gruppe erreicht Beat das Kranzbödeli. Nun überkommt ihn auch die Angst vor dem Klippenstart. Der Wind ist wechselhaft. Es gibt stabile Phasen, in denen ein Start Richtung Klippe auch für ihn machbar sein sollte. Die drei anderen sind bereits startklar und weisen auf das veränderte Wolkenbild hin. Es könne bald Überentwicklungen geben und wir wollen sicher nicht zu Fuss runter – Jetzt, da wir schon so lange hochgestiegen sind. Anna fragt Beat, ob er vor ihr starten möchte. «Geht nur, ich trinke noch was und komme dann gleich nach». Wenig später sind die drei Schnellen alle über die Klippe gestartet und drehen in der Thermik um die Wette.

Beat ist körperlich und mental erschöpft. Er ist aber auch froh einen Moment für sich zu haben. Beat nimmt sich nach diesem Stress bewusst 5 Minuten Pause, atmet durch und isst etwas. Während dieser Zeit kommt er ein wenig zur Ruhe und kann die Situation noch einmal abschätzen.

Er beginnt mit seinen Startvorbereitungen. Dabei bemerkt er, dass er zittrig ist und sein Bauchgefühl rät ihm nicht zu starten. Beat setzt sich noch einmal hin, atmet durch schliesst kurz die Augen und prüft sein Bauchgefühl. Innerlich trägt Beat einen Kampf mit sich selber aus.

Beat spürt aber immer klarer, dass er den Flug mit dieser Ausgangslage nicht geniessen kann und entschliesst sich zusammenzupacken und wieder zu Fuss hinunter zu laufen.
Beim Abstieg geht das Gefühlchaos bei Beat erst recht los, einerseits ist er stolz auf sich, dass er eine Entscheidung getroffen hat – andererseits aber auch enttäuscht auf sich selber, dass er nicht gewagt hat zu fliegen. Es stäubt ihn dies zuzugeben – zuzugeben vor sich selber und danach so den anderen unter die Augen zu treten. Was denken die anderen beiden von ihm, halten die ihn für einen Schwächling und was denkt seine Freundin von ihm? Generell verflucht er das Fliegen, die Berge, das Wetter und generell ist alles Blöd.

Der einsame Abstieg ist zunächst eine enorme Qual in diesem Gefühlschaos aber langsam hilft ihm die Anstrengung auch sich auf etwas Anderes zu konzentrieren und er kann sogar einmal einem kleinen fetten Murmeltier zuschauen welches vor ihm in ein Loch zu flüchten versucht.

Da Gewitter hat nicht lange auf sich warten lassen und Beat findet Unterschlupf in einer einsamen Hütte……

–––––

Notschirm schützt vor gravierenden Verletzungen !

Kennst du die Abläufe und den richtigen Umgang mit deinem Retter?

Runterfallen = Tabu

Generell ist in allen Flugsportarten „runterfallen“ tabu und mit gravierdenden Verletzungen verbunden – auch beim Gleitschirmfliegen ist das „Runterfallen“ ungebremst und dadurch immer mit hohen Kräften verbunden !
Dein Notschirm kann dich dabei entscheidend schützen.

Notschirm = die grosse „Unbekannte“

Für viele Piloten ist die Funktion und die Eigenart des eigenen Notschirms eine grosse „Unbekannte“, über die man sich nicht viele Gedanken macht.

Ernstfall = Abruf von Automatismen

Im Ernstfall gehen sämtliche Abläufe blitzschnell. Wenn die Funktion und der Ablauf des Notschirmwurfs bei uns im Hirn nicht bekannt und abgespeichert ist, kann die korrekte Handlung nicht abgerufen werden, weil sie bei uns niergends registriert ist. Ein Blockieren oder Über-Reagieren ist die Folge.

Im Ernstfall – und vorher

  • Trainiere den blinden Griff zum Notschirm und die Wurfbewegung in jedem Flug, damit die Bewegung im Notfall automatisiert ist.
  • Im Notfall Höhe checken bevor du am Schirm „bastelst“.
  • Nach der Notschirm-Öffnung den Gleitschirm stallen durch bis zu 15-fachem Wickeln der Bremsen.
  • Aufrichten vor der Landung

Statistik beweist

Die Unfall-Statistik sagt Folgendes klar und deutlich aus:
=> nach einer korrekten Notschirm-Öffnung sind keine gravierenden Verletzungen die Folge !
=> keine oder eine (zu) späte Notschirm-Öffung haben einen Unfall mit gravierender Verletzung zur Folge !

Fazit

Dein Know How mit dem korrekten Notschirm-Umgang trägt entscheidend zu deiner Sicherheit bei.

Investition in deine Sicherheit

Wir empfehlen dir in deine Sicherheit zu investieren und im professionellen Umfeld den richtigen Umgang mit deinem Notschirm zu erleben und erfahren.

Mehr Info und direkte online Anmeldung findest du hier:  Chill Out Notschirm-Training

Einsteiger Streckenflüge im Berner Oberland

Routen, Tipps und Gefahren

Streckenfliegen ist schwieriger als Thermikfliegen. Gut möglich, dass du nach 15 Minuten am Boden stehst. Das gehört dazu. Freu dich an einer sicheren Landung und analysiere, was du besser machen könntest.

 

Die farblichen Markierungen im Gelände sind häufige genutzte Thermik-Gebiete.


NIESENKETTE

  • Ein klassischer Einsteiger-Streckenflug ohne Talsprünge.
  • Möglichst über der Krete bleiben. Dann sind grosse offizielle Landeplätze jederzeit im Gleitflug erreichbar.
  • Luftraum Flugplatz Reichenbach beachten SHV Infotafel Niesen Reichenbach
  • Alternativer Landeplatz: Adelboden Bode. Adelboden Dorf wegen Talwind sehranspruchsvoll. SHV Infotafel Adelboden
  • Starker Talwind und zum Teil enges Tal. Nicht zwischen Frutigen und Adelboden landen.
  • Verlängerung nach Spiez ist auch nett.
Wendepunkte

Niesen – Albristhorn – Frutigen

Strecke

35 km

 

 


AMISBÜHL – NIEDERHORN

  • Landeplatz Lehn jederzeit im Gleitflug erreichbar
  • Bei tiefer Basis einfach Niederhorn weglassen
  • Tief gelegenes Fluggebiet, auch bei etwas mehr Höhenwind noch möglich
  • Talwind-Lee beim Restaurant Luegibrüggli vermeiden
Wendepunkte

Amisbühl – Hohwald – Bire – Niederhorn – Lehn

Strecke

11 km

 

 


 

FIRST – INTERLAKEN

  • Nicht möglich wenn LS-RS Axalp aktiv ist.
  • Über der Krete bleiben. Die Schynige Platte unterhalb der Krete südlich umrunden ist Rodeo wegen Talwind-Rotoren.
  • Landung im Lütschinental vermeiden wegen starkem Talwind und Turbulenzen. Besser mit genügend Höhe im Talwind nach Grindelwald gleiten.
  • Lufträume Regabasis Wilderswil und Heli Gsteigwiler beachten.
Wendepunkte

First – Waldspitz – Reeti – Faulhorn – Louchernhorn – Schynige Platte – Höhematte

Strecke

18 km

 

 


 

NIEDERHORN – MORGENBERGHORN

  • Soaren am Därliggrat funktioniert erst am Nachmittag  mit Talwind und Sonne.
  • Am Därliggrat kann man dank Talwind auch tief  ins Lehn zurück gleiten.
Wendepunkte
Niederhorn – Gemmenalphorn – Därliggrat – Morgenberghorn – Lehn
Strecke
21 km

 

 

Fluggebiet Interlaken

Startplätze, Windrichtung, Saison, Rotoren...

Wo kann ich im Herbst bei Ostwind starten? Verschaff dir mit unserer Fluggebietskarte einen Überblick über die beliebtesten Fluggebiete in der Region Interlaken mit Talwind, Leerotoren und Heliports. Finde Startplätze mit optimaler Windrichtung, Tageszeit und Jahreszeit.

Bild anklicken zum vergrössern

 

Hike&Fly Tourentipp Frühling

Bitschi 1960m – Bänz'es Tipp für Fortgeschrittene und Thermikfreunde

«Every short trip will teach you things, foundation skills you can’t learn in any article. A volbiv succeeds mostly on your ability to solve problems in the field. You have to be exposed to learn them.» (Greg Hamerton)

«Hike&Fly lernt man, indem man es tut», schreibt Greg Hamerton in einem lesenswerten Artikel > übers Biwakfliegen. Nur einen Bruchteil dieser Kunst kann man in der Theorie erlernen. Das echte Lernen geschieht unterwegs und basiert auf der Bereitschaft, immer wieder neue Touren auszuprobieren. Die Lernzone befindet sich dort, wo man neue Herausforderungen findet, die man mit seinen Fähigkeiten meistern kann. Stolz und Freude sollen die Landung begleiten.

Selbstverständlich erleichtert ein Theorieabend gefolgt von einer geführten Know-How Tour den Einstieg. Interessierte Flugschüler und Piloten finden im Hike&Fly Know-How > eine umfassende Quelle für den Einstieg oder die Weiterbildung.

Von der Frühlingsthermik lernen

Viele geniessen Hike&Fly-Touren an ruhigen Herbsttagen. Ich persönlich finde an den Frühlingstouren mehr Gefallen, weil sie mich auf allen Ebenen fordern: Die Thermik erwacht, ich muss mich mit den bodennahen Windsystemen befassen und kann die Tour vielleicht mit einem Streckenflug krönen. Im Idealfalle dauert der Flug sogar länger als der Aufstieg.

Bitschi 1960m – kleine Perle hoch über dem Brienzersee

Fast die gesamten südlichen Hänge des Brienzer Grates bieten an Wochenenden und ausserhalb der Wildschutzzone prima Gelände für vielseitige Frühlingstouren. Es sind aber Spielregeln zu beachten; von K wie Kabel, über L wie Luftraum bis W wie Wildschutz! Nicht zuletzt deshalb ist diese Tour auch ein prima Training der Flugvorbereitung und der Orientierung im Gelände. Mehr dazu unten bei den Facts.

Übersicht in map.geo.admin.ch >

Facts & Rules:

  • Niveau: Mittel (Piloten mit aktivem Flugstil, Orientierungssinn während des Fluges und der Bereitschaft zur Landung an inoffiziellen Landemöglichkeiten).
  • Aufstieg: beginnt in Oberried am Brienzersee und umfasst 1100hm (2-3h). T3 (Wenn trocken und schneefrei = Turnschuhgelände). Der Ausgangsort ist prima mit dem Zug erreichbar.
  • Lawinengefahr: Falls der Winter nochmals zuschlägt, ist bei kritischer Neuschneemenge oder viel Altschnee im Hang oberhalb des Startplatzes die Lawinengefahr zu beachten. Die letzten 300m des Aufstieges sind lawinengefährdet. Meistens ist der gesamte Südhang in März bereits schneefrei.
  • Startrichtungen: W – S – O
  • Ideale Wetterlagen: Schwachwindig aus den Sektoren W – S – O
  • Ungünstige Wetterlagen: Mässige Höhenwinde aus dem Sektor N oder Südföhn (Das Fluggebiet liegt nahe an der Föhnachse Grimsel–Brünig-Pilatus). Je stärker der Grat von Norden überspült wird, desto anspruchsvoller bis x-alpiger wird die Lee-Thermik.
  • Alternative Startplätze am Grat: In der Karte sind 2 weitere Möglichkeiten im Umkreis von 3-7 km markiert («Rotschalp» bei Brienz: Einfach, «Graagetor unten» bei Ringgenberg: Schwierig). Es handelt sich durchwegs um inoffizielle, echte Hike&Fly Startplätze. Erwartet weder Golfrasen, noch Windsack und Infotafel. Weckt eure Sinne! Dafür quatscht euch niemand aufs Ohr und es drängen keine Tandempiloten $$$.
  • Wasser: Am Startplatz sprudelt – sofern aufgetaut – ein Brunnen
  • Schutzhütte: Südlich des Startplatzes sowie am Aufstiegsweg gibt es Schutzhütten.
  • Biwak: Sofern der Boden trocken ist, böte der Startplatz ebene Flecken für eine sternenklare Nacht im Schlafsack (Komfortbereich bis 0° oder Löffel-Genosse/in empfohlen).
  • Luftraum: Das Fluggebiet befindet sich in der CTR des Flugplatzes Meiringen, HX Status, die meistens unter der Woche aktiv ist (Unwissenheit schützt vor Abschuss durch FA18 nicht). Infoband: 0800 496 347. Segelflugkarte > 
  • Kabel: Vorsicht im Bereich Ringgenberg Graagetor und Gummenalp bei Brienz, da lauern ein paar fiese Fallen für den sorglosen Hangkratzer. Kabelkarte >
  • Wildschutz: Der Startplatz grenzt an das Wildschutzgebiet Tannhorn, in dem Start und Landungen von Hängegleitern per Gesetz verboten sind. Im Frühling gibt es zudem folgende Vereinbarung > die in den Monaten April bis Juni den Überflug aufs Wochenende beschränkt. Der Abschuss von Steinwild zwecks Imbiss ist auch vom Hängegleiter aus nicht gestattet.
  • Landemöglichkeiten in Oberried: In der Karte oben sind inoffizielle Landemöglichkeiten markiert. Vorgängig besichtigen und NUR auf gemähten Wiesen landen, auf denen auch KEIN Vieh steht! (Sonst trifft euch der Blitz in den A****)
  • Landemöglichkeiten mit 2x Aufdrehen in der Thermik: Interlaken Höhenmatte (GZ 11) oder Hofstetten bei Brienz (GZ 7.5). Bei Talwind kann man sich mit Rückenwind wie ein Ballon nach Brienz blasen lassen und an den Prallhängen aufsoaren, oder die anspruchsvollere Aufgabe gegen den Wind versuchen. Bei Bise hingegen führt der Ballonflug nach Interlaken und vielleicht findest du unterwegs die Bise-Talwind-Konvergenz? Eigene Gleitzahlen in ruhiger Luft ermittteln mit parange.ch >
  • XC: Sowohl Richtung NO (Meringen-Engelberg) wie auch Richtung SW (Niederhorn-Thun) gibt es einige Kilometer zu fressen und kleinere Talquerungen zu knacken. Wer am Nachmittag den Brünigpass zu tief überfliegt, wird zum Futter der Brünig-Schlange (En Gööte!). Richtung Pilatus eignet sich eher für Luftraum-Techniker, denn es wird sehr schnell ziemlich eng.
  • Webcams: Brienzer Rothorn Roundshot >, Axalp>

Viel Spass und schickt mir Fotos von eurer Tour!

Bänz Erb | Hike&Fly Know-How

bendicht@chilloutparagliding.com

Schirmklassen und ihre Ansprüche

Welcher Schirm für welchen Piloten?

Der Chill Out Fluglehrer Beni Kälin hat sein Know-How über Schirmklassen und deren Ansprüche in einem Artikel im Swiss Glider geteilt.

Artikel Schirmklassen pdf

Streckenflug mit A-Schirm

Entscheidend ist nicht das Material

Für einmal war unser Fluglehrer Andy Jäggi mit einer Schüler-Ausrüstung auf Strecke und hat seine Erfahrungen in einem Artikel im Swiss Glider beschrieben.

Artikel A-Schirm Streckenflug pdf

 

Skills Check

Bin ich ein guter Pilot?

Unser Fluglehrer Andy Jäggi hat im Swiss Glider Magazin einen Skills Check veröffentlich. Er bietet dir einen Leitfaden zur Selbsteinschätzung, aber auch viele Ideen welche Manöver du trainieren könntest.

Artikel Skills Check pdf